Photovoltaik-Anlagen werden immer beliebter. Einerseits werden sie eingesetzt, um Stromkosten zu sparen und andererseits um an Unabhängigkeit zu gewinnen und sich dezentral zu versorgen.
In der Vergangenheit wurde überschüssiger Solarstrom immer ins öffentliche Netz eingespeist und vom Energieversorger vergütet. Doch können PV-Anlagen auch nur für den Eigenverbrauch genutzt werden? Hier kommen Solaranlagen ohne Einspeisung ins Spiel.
In diesem Blogartikel erfahren Sie, was eine PV-Anlage ohne Einspeisung auszeichnet, welche Vorteile sie bietet und ob sich so eine Anlage rechnet.
Wichtiges vorab:
Durch wechselhaftes Wetter und den Effekt der Jahreszeiten lässt sich die Autarkie von Einfamilienhäusern nur auf ca. 75–80 % maximieren.
Eine große Anlage, deren Leistung den eigenen Stromverbrauch bei weitem übersteigt, würde ggf. auf die 100 % kommen (Nulleinspeiseanlage). Allerdings steigen die Kosten durch die Überdimensionierung stark an, was zu Lasten der Rendite geht.
Eine kleine Anlage mit geringerer Leistung als der Stromverbrauch maximiert natürlich die Eigenverbrauchsquote. Jedoch muss dann mehr externer Strom bezogen werden, um den restlichen Bedarf abzudecken. Die Autarkiequote ist also geringer und mögliche Stromkosten-Einsparungen werden nicht realisiert.
Für eine maximale Rendite eignet sich also eine PV-Anlage, deren Leistung etwa 15–30 % höher liegt als der Stromverbrauch. So wird zu Hochzeiten zwar etwas Strom eingespeist, aber der externe Strombedarf wird minimiert.
Gute Gründe für eine PV-Anlage gibt es viele: mehr Autarkie, nachhaltiger Umweltschutz, niedrigere Stromkosten, zusätzliche Einnahmen. Gerade der letzte Punkt hat früher viele Eigenheimbesitzer dazu bewegt, sich Solarmodule aufs Dach legen zu lassen. Das Zauberwort heißt „Einspeisevergütung“.
Doch die Zeiten einer hohen Rendite durch die Einspeisevergütung sind vorbei. Diese nimmt stetig ab und liegt mittlerweile bei weit unter 9 Cent pro Kilowattstunde und sie sinkt halbjährlich um 1 %. Dabei fällt sie noch niedriger aus, je mehr Leistung Ihre Anlage hat (Stand Dezember 2024).
Nur Anlagen, die auf Volleinspeisung gepolt sind, erhalten etwas über 12 Cent pro Kilowattstunde. Grund dafür ist die EEG-Novelle 2023.
Daher versuchen immer mehr Privatpersonen die Einspeisung durch den Eigenverbrauch zu ersetzen. Wie das genau funktioniert und wie sich das rechnet, erfahren Sie in den nachfolgenden Abschnitten.
Es gibt zwei Möglichkeiten eine PV-Anlage ohne Einspeisung zu betreiben: Als Inselanlage oder als Nulleinspeiseanlage.
Unter einer Inselanlage versteht man eine Solaranlage, die unabhängig vom öffentlichen Stromnetz betrieben wird und somit auf die Einspeisevergütung verzichtet.
Sie wird gar nicht erst an das Stromnetz angeschlossen, da sie ausschließlich zur Eigenversorgung genutzt wird und das zu versorgende Gebäude meist auch keine eigene Stromversorgung hat.
Üblicherweise werden Inselanlagen mit einem Stromspeicher kombiniert, um einen höheren Autarkiegrad zu erzielen.
Früher war das Betreiben abgelegener Berghütten sowie die Versorgung von Schiffen oder Wohnmobilen der Hauptgrund für den Einsatz von Inselanlagen. Auch heutzutage werden sie kaum eingesetzt, jedoch steigt die Beliebtheit bei Eigenheimen langsam aber stetig an.
Gut zu wissen:
Inselanlagen müssen aufgrund ihrer fehlenden Anbindung an das öffentliche Netz weder bei der Bundesnetzagentur noch beim Finanzamt angemeldet werden. Ein wesentlicher Vorteil, denn ihr Betrieb hat keinerlei Einfluss auf den Netzausbau.
Nachfolgend finden Sie noch einmal alle Vor- und Nachteile einer Inselanlage im Überblick:
Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz
Höhere Anschaffungskosten
Stromkostenersparnis
Anlagen-Überdimensionierung: Vollständige Abhängigkeit von Solarenergie
Umweltfreundlichkeit
Schwankende Energieversorgung bei schlechtem Wetter
Flexibilität bei Standortwahl
Teurer Stromspeicher notwendig
Keine Anmeldungspflichten
TKeine Einspeisevergütung
Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz
Stromkostenersparnis
Umweltfreundlichkeit
Flexibilität bei Standortwahl
Keine Anmeldungspflichten
Höhere Anschaffungskosten
Anlagen-Überdimensionierung: Vollständige Abhängigkeit von Solarenergie
Schwankende Energieversorgung bei schlechtem Wetter
Teurer Stromspeicher notwendig
Keine Einspeisevergütung
Im Unterschied zu einer Inselanlage ist eine Nulleinspeiseanlage mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden und das Gebäude kann bei Unterversorgung externen Strom beziehen. Eine PV-Anlage mit Anbindung ans Stromnetz wird auch als Netzparallelbetrieb bezeichnet.
Es handelt sich dabei aber immer noch um eine PV-Anlage ohne Einspeisung ins öffentliche Netz. Der überschüssige Strom wird in einem Stromspeicher gespeichert, wobei die PV-Anlage und der Speicher so dimensioniert sind, dass der Solarstrom eigenständig verbraucht wird.
Die gesamte Anlage, einschließlich Wechselrichter, Stromspeicher und Energiemanagementsystem, muss auf den Verbrauch des Haushalts ausgelegt sein und entsprechend groß dimensioniert werden. Im Optimalfall wird kein überschüssiger Strom produziert und nur sehr wenige über das Hausnetz hinzugeholt.
Die Anschaffungskosten einer Nulleinspeiseanlage sind im Vergleich zu herkömmlichen Photovoltaikanlagen deutlich höher. Grund ist auch hier ist die Überdimensionierung, um einen möglichst hohen Stromverbrauch decken zu können.
Achtung:
Da Nulleinspeiseanlagen ans Hausnetz angeschlossen sind, kommen Sie um einen gewissen bürokratischen Aufwand nicht herum. In der Regel kümmert sich um die Anmeldung direkt der beauftragte Elektroinstallateur.
Hier sehen Sie noch einmal die Vor- und Nachteile von Nulleinspeiseanlagen auf den Punkt gebracht:
Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz
Höhere Anschaffungskosten
Stromkostenersparnis
Anlagen-Überdimensionierung: Große Abhängigkeit von Solarenergie
Umweltfreundlichkeit
Teurer Stromspeicher notwendig
Flexibler Stromverbrauch möglich: Im Notfall kann Strom aus dem Hausnetz bezogen werden
Keine Einspeisevergütung
Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz
Stromkostenersparnis
Umweltfreundlichkeit
Flexibler Stromverbrauch möglich: Im Notfall kann Strom aus dem Hausnetz bezogen werden
Höhere Anschaffungskosten
Anlagen-Überdimensionierung: Große Abhängigkeit von Solarenergie
Teurer Stromspeicher notwendig
Keine Einspeisevergütung
Weitere Infos zu Einspeise-, Nulleinspeise- und Inselanlagen finden Sie hier.
Photovoltaik funktioniert nur mit Sonnenenergie. Leider scheint aber nicht immer oder nur zeitweise die Sonne. Somit sind Solarstromspeicher unverzichtbar für den Betrieb einer PV-Anlage ohne Einspeisung.
Batteriesysteme, die speziell für die Anforderungen der Photovoltaik ausgelegt sind, können schwankende Leistung und ungünstige Ladezyklen ausgleichen. Moderne Pufferspeicher sind deutlich besser als früher übliche Batteriesysteme, die aus zusammengeschalteten Autobatterien bestanden.
Durch einen Batteriespeicher können Sie selbst erzeugten Solarstrom immer dann verbrauchen, wenn sie ihn tatsächlich benötigen. Ans Stromnetz angeschlossene PV-Anlagen verfügen über den Stromspeicher zudem über eine eigene Notstromversorgung.
Hinweis:
Betreiber älterer Anlagen müssen sich ohnehin überlegen, wie es weitergeht. Denn nach 20 Jahren darf nicht mehr eingespeist werden. Ohne Eigenverbrauch droht vielen Anlagen sogar die Abschaltung, da Privatleute ihren selbst erzeugten Strom nicht ohne Weiteres verkaufen oder verschenken dürfen.
Somit kann sich auch hier die Nachrüstung eines Batteriespeichers lohnen.
Wer aus technischen oder baulichen Gründen keinen eigenen Stromspeicher nutzen kann oder will, hat die Möglichkeit, auf virtuelle Stromspeicher zurückzugreifen. Dabei wird der von der PV-Anlage erzeugte Strom weiterhin ins öffentliche Netz eingespeist.
Doch anstatt die Einspeisevergütung zu nutzen, wird die Energie auf einem virtuellen Stromkonto (Stromcloud) gutgeschrieben. Später kann genau diese Energiemenge wieder abgerufen und kostenfrei genutzt werden.
Auf diese Weise können z. B. im Sommer erzeugte Stromüberschüsse im Winter genutzt werden, ohne erst aufwendige Speichertechnologie im Haus installieren zu müssen.
Nachdem Sie nun einiges an Hintergrundinformationen gelesen haben, brennt Ihnen bestimmt eine Frage auf den Lippen: Rechnet sich das Ganze finanziell? Finden wir es heraus.
Grundsätzlich gilt, dass für die Rentabilität eine korrekte Dimensionierung der Anlage angepasst auf Ihr individuelles Stromverbrauchsprofil von einem Fachbetrieb erstellt wird. Dasselbe gilt für das Stromspeichersystem.
Tipp:
Im Artikel Wie viel Strom erzeugt eine PV-Anlage? erfahren Sie, wie viel Strom Sie von einer PV-Anlage grundsätzlich erwarten können, welche Vergleichsdaten es gibt und wie sie zu verstehen sind. So finden Sie die passende Dimensionierung.
Schauen wir uns vor diesem Hintergrund die folgende Situation an und vergleichen wir die Rendite mit und ohne Einspeisung.
Hinweis: Falls die Rechnung zu kompliziert ist oder Sie nur wenig Zeit haben, können Sie auch eine individuelle Berechnung von einen Solarteur durchführen lassen. So sehen Sie schnell und einfach, welche Variante für Sie am besten geeignet ist und wie hoch Ihre Rendite etwa sein wird. Hier zur Anfrage
Familie Ackermann überlegt, eine 10 kWp Solaranlage auf ihrem Hausdach zu installieren. Die Entscheidung fiel im Laufe der vergangenen Energiekrise. Die 3-köpfige Familie überlegt aber auf Nummer sicher zu gehen und ggf. doch einen Teil aus dem öffentlichen Stromnetz zu beziehen.
Einspeisung: 40 %, Eigenverbrauch: 60 %
Einspeisevergütung: 0,4 x 3.000 kWh x 8 ct = 96 €
Stromkostenersparnis: 0,6 x 3.000 kWh x 35 ct = 630 €
Jährliche Stromkosten: 1.225 € – 630 € – 96 € = 499 €
Einspeisung: 0 %, Eigenverbrauch: 100 %
Stromkostenersparnis: 3.000 kWh x 35 ct = 1.050 €
Jährliche Stromkosten: 1.225 € – 1.050€ = 175 €
Sie sehen:
Schon im ersten Jahr sparen Sie bei einer kleineren PV-Anlage ohne Einspeisung gegenüber der Einspeisevergütung eine beachtliche Summe ein. Rechnet man den Jahresverlauf nun auf 25 Jahre hoch und bedenkt, dass die Einspeisevergütung noch weiter sinken wird, lässt sich hier viel Geld sparen.
Aus diesem Grund wird immer empfohlen, die Eigenverbrauchsquote so weit wie möglich zu maximieren.
Generell gilt also: Je mehr Strom Sie selbst verbrauchen, desto mehr bares Geld sparen Sie. Welche Möglichkeiten gibt es nun, um die Eigenverbrauchsquote noch weiter anzuheben?
Da wäre an erster Stelle der eigene Stromverbrauch zu nennen. Haushaltsgeräte mit hohem Energiebedarf sollten dann genutzt werden, wenn die PV-Anlage auch viel Strom produziert. Entsorgen Sie außerdem veraltete Stromfresser und steigen Sie auf effiziente Stromspargeräte um.
Alternativ kann ein Energiemanagement-System eingesetzt werden. Dieses steuert die Haushaltsgeräte automatisch. Zudem kann es durch die Nutzung von Wetterprognosen das E-Auto laden oder eine Wärmepumpe betreiben, um die Rentabilität Ihrer PV-Anlage zu maximieren.
Um die größtmögliche Rendite zu erzielen, sollte die Eigenverbrauchsquote immer maximiert werden. Dafür eignen sich vor allem Stromspeicher, Stromclouds und Energiemanagement-Systeme.
Allerdings muss die PV-Anlage auch richtig dimensioniert werden. Ist die Anlage zu klein, wird zwar der Eigenverbrauch hoch sein, doch teurer Strom muss extern dazugekauft werden. Ist die Anlage zu groß, ist die Autarkiequote zwar sehr hoch, doch es wird auch viel Strom ins Netz eingespeist.
Beide Szenarien führen zu einer verringerten Rendite.
Lassen Sie sich professionell beraten, damit Sie die für Sie individuelle richtige Größe ermitteln.