Mehrere Balkonkraftwerke bleiben nur dann Balkonkraftwerke, wenn die gesamte Einspeiseleistung 800 W nicht überschreitet. Wird diese Grenze überschritten, gelten sie gemeinsam als PV-Anlage und müssen diesen Anforderungen entsprechend behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Wie viele Balkonkraftwerke sind in der Praxis erlaubt?
Entscheidend ist nicht die Zahl der Anlagen, sondern die Gesamtleistung, die an einem Stromzähler eingespeist wird.
Ein Stromzähler darf insgesamt bis zu 800 W Solarstrom aus steckerfertigen Anlagen aufnehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Leistung von einem oder mehreren Balkonkraftwerken stammt.
Hinweis:
Grundsätzlich können mehrere Balkonkraftwerke betrieben werden. Sie gelten jedoch rechtlich nicht mehr als Balkonkraftwerke, wenn die gemeinsame Einspeisung der Wechselrichter die zulässigen 800 W überschreitet.
Sie gelten dann als vollwertige Photovoltaikanlage mit zusätzlichen Anforderungen an Anmeldung, Installation und Sicherheit. Viele Haushalte wählen bewusst eine größere Lösung. Dazu mehr weiter unten.
Ein Balkonkraftwerk im rechtlichen Sinn
Maximale Wechselrichterleistung: Bis zu 800 W Einspeiseleistung pro Stromzähler
Anschlussart: Steckerfertig über eine haushaltsübliche Steckdose (z. B. Wieland oder Schuko)
Betrieb: Eigenständig und ohne Eingriff in die Hausinstallation möglich
Sicherheitsstandard: Entspricht den VDE-Normen für steckerfertige Solargeräte
Ziel: Eigenverbrauchsoptimierung, keine verpflichtende Einspeisevergütung oder Netzbetreiberprüfung
Wer zwei Anlagen mit jeweils 800 W Wechselrichterleistung besitzt, kann sie also nur dann voll betreiben, wenn sie an getrennten Zählern oder Anschlusspunkten angeschlossen sind.
Das ist zumeist bei Doppelhaushälften, Mehrfamilienhäusern oder getrennten Wohneinheiten möglich.
Erfolgt der Betrieb an einem gemeinsamen Zähler, handelt es sich rechtlich um eine PV-Anlage.
Achtung:
In diesem Fall sind ein Anschluss durch eine Elektrofachkraft sowie die Anmeldung beim Netzbetreiber erforderlich.
In der Praxis heißt das: Die meisten Haushalte bleiben mit einem Balkonkraftwerk mit Speicher auf der sicheren Seite.
Die folgende Übersicht zeigt typische Szenarien aus der Praxis und macht deutlich, wann der Betrieb mehrerer Anlagen erlaubt ist, um weiterhin den Anforderungen eines Balkonkraftwerkes zu entsprechen.
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Situation
Erlaubt
Nicht erlaubt
Begründung/ Praxisbeispiel
Ein Haushalt: 2 BKW* je 400 W** an einem Zähler
✅
Gesamtleistung = 800 W. Zulässig, solange die Summe aller Wechselrichter an einem Anschluss ≤ 800 W bleibt.
Zwei Anlagen mit je 500 W an einem Zähler (Gesamt = 1000 W)
❌
Überschreitet die zulässige Grenze von 800 W – keine vereinfachte BKW-Regelung mehr.
2 x 800 W-BKW an getrennten Zählern (z. B. Haupt- und Einliegerwohnung)
✅
Je Zähler dürfen 800 W eingespeist werden. Pro Wohneinheit ist der Betrieb daher erlaubt.
2 kleine Anlagen mit je 300 W an einem Anschluss
✅
Gesamtleistung 600 W → unterhalb der Grenze. Beide Anlagen dürfen parallel laufen.
Erweiterung bestehender Anlage auf 2 BKW, aber keine neue Registrierung im Marktstammdatenregister
❌
Jede zusätzliche Anlage muss neu registriert werden. Fehlende Anmeldung → formaler Verstoß gegen die Meldepflicht.
1 Anlage am Balkon und 1 auf der Terrasse, beide am selben Stromkreis (Gesamt ≤ 800 W)
✅
Erlaubt, solange die elektrische Absicherung ausreicht und kein Stromkreis überlastet wird.
Mehrere Anlagen in einer Eigentumswohnung ohne Zustimmung der Wohnungs-Eigentümer-Gemeinschaft (WEG)
❌
Baurechtlich heikel: Zustimmung der WEG erforderlich, wenn Fassade oder Dach betroffen ist.
Bestehende Anlage (800 W) wird ohne Fachbetrieb auf 1.200 W erweitert
❌
Überschreitet 800 W-Grenze → rechtlich kein BKW, Anschluss durch Fachbetrieb nötig.
2 Anlagen mit zusammen 800 W am selben Stromkreis
✅
Erlaubt, sofern Hausinstallation sicher und Stromkreis korrekt abgesichert ist. Fachprüfung empfohlen.
BKW bleibt nach Mieterwechsel installiert, neue Person übernimmt es nicht offiziell
❌
Registrierung im Marktstammdatenregister muss auf den neuen Betreiber aktualisiert werden.
*BKW = Balkonkraftwerk **Die Watt-Angaben beziehen sich immer auf die Wechselrichterleistung.
Wenn Sie den Schritt in die eigene Solarstromerzeugung gehen möchten, sollten Sie neben der technischen Leistung vor allem auf Qualität, Sicherheit, Garantiebedingungen und einen verlässlichen Kundenservice achten.
Genau deshalb haben wir in unseren aktuellen Tests die führenden Anbieter ausführlich untersucht und ihre Produkte unter realen Bedingungen bewertet.
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Ergänzend dazu empfehlen wir für technisch Interessierte unseren separaten Test der besten Wechselrichter. Gerade die Wahl des passenden Wechselrichters hat großen Einfluss auf Ertrag, Sicherheit und Langzeitstabilität.
Gesetzliche Grundlage
Für Balkonkraftwerke gelten in Deutschland klare technische und rechtliche Vorgaben. Maßgeblich sind dabei die VDE-Normen, die EEG-Regelungen (Erneuerbare-Energien-Gesetz) und die Anforderungen der Bundesnetzagentur.
Im Zuge des Solarpaket I dürfen seit 2024 steckerfertige Solaranlagen bis zu 800 W (statt vorher nur 600 W) Wechselrichterleistung einspeisen.
Darüber hinaus müssen alle Anlagen im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen werden.
Rückwärtslaufende Zähler sind nur übergangsweise erlaubt. Die meisten Netzbetreiber tauschen bei der richtigen Anmeldung des Balkonkraftwerkes automatisch das alte Modell gegen einen Zähler mit Rücklaufsperre oder Zweirichtungsfunktion, falls dieser noch nicht vorhanden ist.
Warum gibt es die 800-W-Grenze und wann ist ein Fachbetrieb nötig?
Die 800-W-Grenze legt fest, wie viel Strom pro Zähleranschluss gleichzeitig ins Hausnetz eingespeist werden darf.
Sie sorgt dafür, dass Balkonkraftwerke einfach und sicher selbst angeschlossen werden können – ohne verpflichtenden Elektriker.
Die folgende Übersicht zeigt, welche Szenarien erlaubt sind und wann ein Elektriker eingeschaltet werden muss.
Szenario
Gesetzliche Lage
Praxis
Mehrere Anlagen, verschiedene Stromkreise
Je Stromkreis max. 800 W* Einspeisung. Voraussetzung ist eine sichere elektr. Anlage gemäß VDE.
Eigenständige Installation möglich bei einwandfreier Hausinstallation.
Mehrere Anlagen, selber Stromkreis
Nicht als steckerfertige Anlage zulässig bei Überschreitung 800 W.
Anschluss nur durch einen Elektro- Fachbetrieb, um Überlastungen zu vermeiden.
Alte oder unsichere Haus- Installation
Eigen- Anschluss unzulässig, wenn elektrische Sicherheit nicht gewährleistet ist.
Prüfung durch Fachbetrieb erforderlich. Anschluss erst nach Freigabe.
*Die Watt-Angaben beziehen sich immer auf die Wechselrichterleistung.
Hinweis:
Als unsichere Hausinstallation gelten ältere Stromnetze mit veralteten Sicherungen oder fehlendem FI-Schutz. Wer den Zustand seines Hausstromnetzes nicht kennt, sollte es vor dem Anschluss vom Fachbetrieb prüfen lassen.
Mehr als 800 W Einspeiseleistung – Wenn bewusst eine größere Lösung gewählt wird
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Warum mehrere Anlagen?
Kurz erklärt
Unterschiedliche Ausrichtungen
Ost, West oder Süd liefern Strom zu verschiedenen Tageszeiten.
Weitere nutzbare Flächen
Balkon voll – Terrasse, Gartenhaus oder Dach noch frei.
Mehrere Standorte erzeugen länger nutzbaren Solarstrom.
Wenn mehrere Anlagen zusammen mehr als 800 W einspeisen können, fällt die Installation in den Bereich einer kleinen regulären PV-Anlage, was zusätzliche Anforderungen mit sich bringt.
Für viele Haushalte kann dieses Vorgehen dennoch attraktiv sein, besonders wenn eine individuelle Lösung gewünscht ist.
Dieses Szenario kann sinnvoll sein, wenn:
die bestehende Anlage keinen Platz mehr bietet, aber weitere geeignete Montageorte vorhanden sind.
durch zusätzliche Ost-, Süd- oder Westflächen ein durchgehender Erzeugungsverlauf erzielt werden soll.
die Gesamtleistung schrittweise auf 2–3 kW erhöht werden soll, ohne sofort in eine große PV-Anlage zu investieren.
man eine individuell kombinierte Lösung benötigt, die klassische PV-Fachbetriebe aufgrund der geringen Anlagengröße oder niedrigen Marge nicht anbieten.
man gerne selbst plant, eine modulare Erweiterung bevorzugt oder eine höhere Autarkie im Systemdesign wünscht.
Typische Beispiele sind Kombinationen wie:
2 Module am Balkon
4 Module auf der Terrasse
2–4 Module auf dem Carport
Solche Setups werden von großen PV-Anbietern kaum angeboten, lassen sich jedoch mit mehreren kleinen Anlagen individuell umsetzen.
Pflichten und technische Anforderungen
fester Anschluss durch eine Elektrofachkraft
Netzbetreiber-Anmeldung wie bei einer regulären PV-Anlage
Eintrag im Marktstammdatenregister
Prüfung der Hausinstallation und Absicherung
häufig notwendig: Zweirichtungszähler (falls nicht vorhanden)
Vorteile:
Nachteile:
Flexible Nutzung mehrerer Ausrichtungen und Flächen
Höherer Installations- und Planungsaufwand, insbesondere bei mehreren Wechselrichtern
Modularer Ausbau möglich, ohne hohe Anfangsinvestition
Höhere Kosten durch Fachinstallation
Längerer Erzeugungsverlauf über den gesamten Tag
Keine Plug-and-Play-Regelung mehr
Möglichkeit, sehr individuelle Konfigurationen zu realisieren
Ideal für Haushalte, die eine besondere oder verteilte Flächenstruktur haben
Vorteile:
Flexible Nutzung mehrerer Ausrichtungen und Flächen
Modularer Ausbau möglich, ohne hohe Anfangsinvestition
Längerer Erzeugungsverlauf über den gesamten Tag
Möglichkeit, sehr individuelle Konfigurationen zu realisieren
Ideal für Haushalte mit besonderer oder verteilter Flächenstruktur
Nachteile:
Höherer Installations- und Planungsaufwand, insbesondere bei mehreren Wechselrichtern
Höhere Kosten durch Fachinstallation
Keine Plug-and-Play-Regelung mehr
Unsere Einschätzung:
Zusätzliche Balkonkraftwerke über 800 W eignen sich vor allem für Haushalte mit begrenzten Ausbauoptionen, die weitere Flächen nutzen möchten oder eine modulare Lösung suchen.
Für klassische Ein-Zähler-Haushalte ist jedoch meist eine einzelne, optimal platzierte Anlage mit Speicher die einfachste und effizienteste Lösung.
Was unterscheidet ein Balkonkraftwerk von einer PV-Anlage?
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Unterschiede zwischen Balkonkraftwerken und klassischen PV-Anlagen im Überblick:
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Merkmal
Balkonkraftwerk
PV-Anlage
Maximale Leistung
Bis 800 W Wechselrichterleistung (AC) pro Zähler
Ab 801 W – keine Leistungsbegrenzung, abhängig vom Netzanschluss
Anschlussart
Steckerfertig über Schuko- oder Wieland-Steckdose
Fester Anschluss oft duch MC4-Stecker
Installation
Eigenmontage möglich, Plug-and-Play
Montage und Netzanschluss durch Fachbetrieb vorgeschrieben
Meldepflichten
Vereinfachte Registrierung im Marktstammdatenregister
Pflicht zur Registrierung und zusätzlicher Anmeldung beim Netzbetreiber
Zähleranforderung
Zähler mit Rücklaufsperre oder Zweirichtungszähler erforderlich
Zweirichtungszähler oder digitaler Zähler obligatorisch, Austausch durch Netzbetreiber
Einspeisung ins Netz
I.d.R.unvergütete Überschusseinspeisung
Vergütete Einspeisung nach EEG möglich
Rechtlicher Status
Steckerfertige Kleinstanlage nach VDE 4105
Reguläre Photovoltaikanlage mit vollem EEG-Status
Genehmigungspflicht
Keine Genehmigung nötig, aber Meldepflicht
Genehmigung und Netzanschlusszusage des Netzbetreibers erforderlich
Steuerliche Behandlung
Keine steuerliche Registrierung nötig
Registrierung beim Finanzamt erforderlich (Betreiber einer PV-Anlage)
Sicherheitsanforderungen
Normkonforme Steckverbindung und Absicherung
VDE-konforme Einspeiseeinrichtung, Netz- und Anlagenschutz
Ziel
Eigenverbrauch und Stromkostenreduktion
Zusätzlich noch Einspeisung mit Vergütung
Was passiert, wenn zu viel eingespeist wird?
Werden mehrere Balkonkraftwerke so angeschlossen, dass zusammen mehr als 800 W ins Hausnetz eingespeist werden, handelt es sich um eine Kleinst-PV-Anlage, die höhere technische Anforderungen erfüllen muss in Bezug auf Netzsicherheit, Zählung und elektrische Absicherung.
Mögliche Folgen:
Im Einzelfall kann der Versicherungsschutz bei Nachweis eines unsachgemäßen Anschlusses eingeschränkt sein.
Theoretisch drohen Bußgelder bei Nichtanmeldung. In der Praxis sind Verfahren selten, dennoch sollten Sie die Pflicht ernst nehmen.
Ein rückwärts laufender Zähler muss im vorgesehenen Austauschverfahren zeitnah ersetzt werden.
Tipp:
Wer unsicher ist, sollte den Anschluss von einem Elektrofachbetrieb prüfen lassen. Das sorgt für Sicherheit und schützt vor bösen Überraschungen.
Wann mehrere Balkonkraftwerke wirklich sinnvoll sind
Ob Sie ein oder mehrere Balkonkraftwerke betreiben, hängt vor allem davon ab, wie viel Strom Sie direkt selbst verbrauchen können. Denn Solarstrom lohnt sich nur, wenn er zeitgleich im Haushalt genutzt (oder alternativ gespeichert) wird.
Die folgenden Diagramme zeigen Praxisszenarien für ein oder mehrere Balkonkraftwerke. Sie verdeutlichen, wie sich Ausrichtung, Anzahl der Anlagen und ein Speicher auf Erzeugung und Eigenverbrauch auswirken.
In den Beispielen arbeiten die Anlagen jeweils mit zwei Modulen à 500 Wp und einem Wechselrichter, der auf 800 W Einspeiseleistung begrenzt ist. Der zusätzliche Speicher hat eine Kapazität von 1,6 kWh.
Ziel ist es, sichtbar zu machen, in welchen Fällen eine einzelne Anlage ausreicht und wann mehrere Installationsorte oder Ausrichtungen tatsächlich Vorteile bieten.
Auch besondere Konstellationen werden berücksichtigt, sodass Haushalte ihre eigene Situation besser einordnen können.
Hinweis zur Darstellung der Diagramme: Der Verbrauchsverlauf wurde vereinfacht und geglättet, um die Unterschiede zwischen Erzeugung, Eigenverbrauch und Speicherung besser sichtbar zu machen.
In der Praxis schwankt der Stromverbrauch über den Tag in vielen Haushalten häufig mit Spitzen am Morgen und Abend. Die vereinfachte Darstellung dient der besseren Vergleichbarkeit der drei Varianten.
Beispiel 1: Ein Balkonkraftwerk ohne Speicher mit Südausrichtung
In diesem Szenario betrachten wir eine einzelne Süd-Anlage ohne Speicher. Durch die Südausrichtung entsteht der größte Teil der Erzeugung in den Mittagsstunden, während der Morgen- und Abendbereich vergleichsweise weniger deckt.
Für kleine Haushalte kann eine solche Anlage bereits einen Teil der täglichen Grundlast abfangen, vor allem dann, wenn tagsüber Geräte wie Kühlschrank, Router oder Computer laufen. Wie gut sich die Anlage rechnet, hängt aber stark davon ab, ob tagsüber tatsächlich Strom verbraucht wird.
Da kein Speicher vorhanden ist, fließen alle Mittagsüberschüsse ungenutzt ins Netz. Das hält Kosten und Komplexität niedrig, begrenzt aber zugleich den Eigenverbrauchsanteil.
Auswertung
Mittags wird viel mehr Strom erzeugt als man nutzen kann.
Morgens und abends bleibt der Netzbezug hoch.
Der Großteil der mittäglichen Erzeugung kann nicht direkt verbraucht werden und fließt ungenutzt ins Netz. Ausnahme: Man lädt in der Zeit sein E-Auto oder stellt andere Geräte wie Wasch- und Spülmaschine an, schaut fern, heizt seinen Pool etc.
Empfehlung:
Dieses Szenario eignet sich als Einstieg, zeigt aber deutlich, warum viele Haushalte über Speicher oder eine andere Ausrichtung nachdenken. Für sich allein ist eine Anlage ohne Speicher oft nicht das Ende der Optimierung.
Beispiel 2: Ein Balkonkraftwerk mit Speicher und Südausrichtung
Hier wird dieselbe Südanlage wie im ersten Szenario betrachtet, jedoch ergänzt um einen Speicher. Der Speicher nimmt die Mittagsüberschüsse auf und stellt sie am späten Nachmittag oder Abend zur Verfügung, wenn der Verbrauch typischerweise ansteigt. Dadurch lässt sich ein deutlich größerer Anteil des eigenen Solarstroms nutzen.
Eine solche Kombination eignet sich besonders für Haushalte, die tagsüber niemanden zu Hause haben oder typische Verbrauchsspitzen am Abend aufweisen. Durch die Mischung aus hoher Mittagsproduktion und gespeicherter Energie entsteht ein ausgewogener Tagesverlauf, der den Netzbezug spürbar reduziert.
Auswertung
Mittagsüberschüsse werden im Speicher abgelegt und am Abend genutzt.
Der Netzbezug in den Abendstunden sinkt klar.
Die Eigenverbrauchsquote steigt deutlich im Vergleich zur Variante ohne Speicher.
Empfehlung:
Dieses Szenario ist für einen typischen Einfamilienhaushalt mit einem Zähler oft die beste Lösung. Eine zweite Anlage ist erst dann ein Thema, wenn zusätzliche Flächen oder stark abweichende Nutzungsprofile hinzukommen.
Beispiel 3: Eine Anlage nach Osten + eine Anlage nach Westen ausgerichtet, ohne Speicher
In diesem Szenario werden zwei verschiedene Anlagen in einer Ost-West-Ausrichtung kombiniert.
Dieses Setup verteilt den Ertrag breit über den Tag – morgens und nachmittags ist der Etrag deutlich höher, mittags niedriger.
Da kein Speicher vorhanden ist, hängt der Nutzen stark davon ab, ob der Haushalt in diesen Randzeiten Strom verbraucht. Haushalte mit Morgen- und Abendaktivität können hiervon profitieren, während tagsüber weiterhin ein Teil aus dem Netz gedeckt wird.
Die Ost-West-Kombination eignet sich besonders dann, wenn man die Anschaffungskosten eines Speichers vermeiden möchte, mehrere geeignete Installationsorte vorhanden sind und der Tagesverlauf bewusst breit abgedeckt werden soll.
Auswertung
Die Erzeugung verteilt sich deutlich breiter über den Tag als bei einer reinen Südanlage.
Morgens und nachmittags stehen höhere Leistungen zur Verfügung.
Ohne Speicher gehen bei gutem Wetter trotzdem Überschüsse verloren, aber i. d. R. viel weniger als eine Anlage ohne Speicher mit Südausrichtung.
Empfehlung:
Dieses Szenario zeigt, warum viele über zwei Anlagen mit Ost-West-Ausrichtung nachdenken. Es eignet sich vor allem dann, wenn auf einen Speicher verzichtet werden soll, die Ost-West-Ausrichtung mit einer einzigen Anlage nicht möglich ist und morgens und nachmittags oder abends der meiste Strom verbraucht wird.
Dennoch ist zu prüfen, ob eine einzige große Anlage mit Speicher und Südausrichtung nicht günstiger und ertragreicher wäre.
Beispiel 4: Eine Anlage nach Osten + eine Anlage nach Westen ausgerichtet, mit Speicher
In diesem Szenario arbeiten eine Ost- und eine Westanlage zusammen, wodurch die Erzeugung über den gesamten Tag verteilt stattfindet: morgens liefert die Ostanlage, nachmittags und abends die Westanlage.
Zwei Speicher ergänzen dieses Profil, indem sie überschüssige Energie aus diesen Zeitfenstern aufnehmen und später bereitstellen, wenn der Verbrauch steigt.
Dadurch entsteht eine gleichmäßige Versorgung über den Tag hinweg, ohne ausgeprägte Mittagsspitze wie bei Südanlagen.
Für Haushalte mit mehreren verfügbaren Ausrichtungen und typischem Abendverbrauch kann diese Kombination einen sehr hohen Eigenverbrauchsanteil ermöglichen und die Netzbezugskosten deutlich reduzieren.
Auswertung
Sehr breite Erzeugung über den Tag, dazu Speicherentladung am Abend.
Hoher Eigenverbrauch, sowohl tagsüber als auch abends.
Deutlich mehr Ertrag (bei Überschreiten der 800 W-Grenze) möglich als bei einer einzelnen Anlage, aber auch mehr Systemkomplexität und deutlich höhere Kosten.
Empfehlung:
Die Kombination aus Ost- und Westanlage mit Speicher sorgt für eine gleichmäßige Stromerzeugung über den Tag. Morgens übernimmt die Ostanlage, nachmittags und abends die Westanlage, während der Speicher Überschüsse aufnimmt und zeitversetzt nutzbar macht. So entsteht ein hoher Eigenverbrauch, auch bei geringer Nutzung am Tag.
Dennoch ist dies meist eine Ausnahmelösung. In den meisten Fällen deckt ein einzelnes Ost-West-Balkonkraftwerk mit Speicher den Tagesverlauf bereits vollständig ab. Zwei getrennte Anlagen sind nur sinnvoll, wenn bauliche Gegebenheiten eine gemeinsame Installation verhindern, da sich die Mehrkosten sonst kaum rechnen.
Beispiel 5: Eine Anlage mit Speicher nach Süden ausgerichtet + eine Anlage ohne Speicher nach Westen ausgerichtet
In diesem Szenario wird eine leistungsstarke Südanlage mit Speicher durch eine zweite Anlage auf der Westseite ergänzt.
Die Südanlage erzeugt rund um die Mittagszeit hohe Überschüsse, die im Speicher abgelegt werden, während die Westanlage vor allem am Nachmittag und frühen Abend zusätzliche Energie liefert.
Dadurch entsteht ein Tagesprofil, das sowohl hohe Mittagserträge speichert als auch den späteren Tagesverlauf deutlich verstärkt.
Dieses Setup eignet sich, wenn mehrere Ausrichtungen zur Verfügung stehen, die Installationsorte zu weit voneinander entfernt sind und nicht alle Anlagen mit Speichern ausgestattet werden sollen.
Es bietet einen guten Kompromiss aus Ertrag, Kosten und einer breiteren Stromabdeckung im Verbrauchsverlauf.
Auswertung
Sehr hohe Gesamtenergie durch Süd plus West.
Speicher und Westanlage unterstützen den hohen Abendverbrauch synergetisch .
Netzbezug sinkt deutlich, aber das System ist komplizierter und teurer.
Empfehlung:
Dieses Szenario ist nur sinnvoll, wenn beide Standorte dauerhaft nutzbar sind und der zusätzliche Weststrom tatsächlich in die Verbrauchszeiten fällt. Ein Mehrwert entsteht vor allem bei regelmäßigem Abendverbrauch, der direkt durch die Westanlage gedeckt wird.
In vielen Fällen erreichen eine Ost-West-Anlage mit Speicher oder eine größere Südanlage mit Speicher eine vergleichbare Abdeckung. Ohne klaren Bedarf an zusätzlichem Weststrom bietet dieses Szenario gegenüber einer gut geplanten Einzel-Südanlage mit Speicher kaum Vorteile.
Checkliste zur Planung mehrerer Balkonkraftwerke
Wer mehrere Balkonkraftwerke installieren möchte, sollte Schritt für Schritt vorgehen. So stellen Sie sicher, dass alle rechtlichen und technischen Anforderungen erfüllt sind und die Anlage effizient arbeitet.
Strombedarf prüfen
Ermitteln Sie, wie viel Strom tagsüber tatsächlich verbraucht wird und wann. Unterschiedliche Ausrichtungen der Anlagen führen oft zum höheren Eigenverbrauch..
Hausinstallation prüfen
Überprüfen Sie, ob Steckdosen, Leitungen und Sicherungen für den zusätzlichen Stromfluss geeignet sind. Im Zweifel sollte ein Fachbetrieb die Elektroanlage begutachten.
Zähler kontrollieren
Ein Balkonkraftwerk darf nur mit einem Zähler betrieben werden, der über eine Rücklaufsperre oder Zweirichtungsfunktion verfügt. Alte Zähler werden vom Netzbetreiber kostenlos getauscht.
Gesamtleistung berechnen
Die Summe aller Wechselrichter darf je Stromzähler maximal 800 W betragen. Mehrere kleine Anlagen sind erlaubt, solange die Gesamtleistung diese Grenze nicht überschreitet.
Genehmigungen prüfen
In Mietwohnungen oder Eigentumsanlagen ist die Zustimmung des Vermieters bzw. der Eigentümergemeinschaft nötig, insbesondere bei Fassaden- oder Dachmontage.
Achten Sie auf stabile Befestigungen, kurze Kabelwege und Witterungsschutz. Unsichere Steckdosenverbindungen oder Mehrfachstecker sind zu vermeiden.
Inbetriebnahme prüfen
Wenn Sie mehrere Anlagen anschließen, sollten Sie die Sicherheit durch einen Elektrofachbetrieb bestätigen lassen – besonders bei älteren Installationen.
Eigenverbrauch optimieren
Nutzen Sie stromintensive Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler bevorzugt tagsüber, um den erzeugten Solarstrom direkt zu verbrauchen.
Optional: Speicher nachrüsten
Wer seinen Eigenverbrauch weiter erhöhen möchte, kann einen kompakten Batteriespeicher und weitere Module ergänzen. Das ist oft sinnvoller als eine zweite Anlage.
Fazit: Mehrere Anlagen lohnen sich nur in bestimmten Fällen
Mehrere Balkonkraftwerke zu betreiben, kann sinnvoll sein – allerdings vor allem dann, wenn unterschiedliche Ausrichtungen oder zusätzliche Installationsorte genutzt werden sollen.
Viele Haushalte planen eine zweite Anlage nicht primär wegen „mehr Modulen“, sondern weil der vorhandene Platz an einem Ort begrenzt ist oder weil Ost-, West- und Südlagen kombiniert werden können, um den Ertrag über den ganzen Tag zu verteilen.
Für klassische Ein-Zähler-Haushalte reicht häufig bereits eine einzelne, gut platzierte Anlage mit Speicher und Süd- oder Ost-West-Ausrichtung aus, um einen großen Teil des Eigenverbrauchs abzudecken.
Eine zweite Anlage entfaltet ihren Vorteil vor allem in Spezialfällen: etwa bei mehreren Zählern, sehr hohem Verbrauch und bewusstem Überschreiten der 800-W-Grenze, Platzmangel oder wenn durch verschiedene Ausrichtungen an unterschiedlichen Orten deutlich längere Ertragszeiten erzielt werden können.
Wer diese Faktoren berücksichtigt und realistisch plant, erzielt das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wir wissen, dieses Thema ist sehr kompliziert. Sollten Sie daher Fragen oder Unsicherheiten haben, dann kontaktieren Sie uns jederzeit gerne! Wir helfen Ihnen und beraten Sie sehr gerne bei Ihrer Planung.
Feedback: Sie haben Fragen/Anmerkungen zu diesem Artikel? Wir freuen uns über jede Rückmeldung! Hinterlassen Sie uns hier einfach einen Kommentar: