Mithilfe von Mini-Solaranlagen können auch Sie als Hauseigentümer oder Mieter einfach und günstig eigenen Solarstrom erzeugen. Doch was steckt wirklich hinter Balkonkraftwerken und wie stehen unabhängige Testeinrichtung wie die Stiftung Warentest dazu?
Die Stiftung Warentest hat für Sie untersucht, wann sich ein Stecker-Solargerät lohnt. Wir haben alle Ergebnisse, Urteile, Tipps und Rechenbeispiele hier für Sie zusammengefasst und den Test der Stiftung Warentest hinterfragt.
Stiftung Warentest hat 8 Balkonkraftwerke getestet. Dabei erhält der Testsieger die Note 2,2 (gut).
Die Testergebnisse sind zuverlässig, allerdings sind sie nicht mehr ganz aktuell und daher weniger aussagekräftig.
Dennoch werfen wir einen kurzen Blick auf die Testkriterien.
Die Stiftung Warentest hat die Energieerzeugung unter verschiedenen Bedingungen wie Sonneneinstrahlung mit 1000, 600 und 200 Watt pro Quadratmeter (Labor) und Überprüfung des Leistungsabfalls bei Verschattung getestet. Des Weiteren wurde die Installation, Handhabung sowie Stabilität und Sicherheit der Geräte geprüft.
Dabei stieß Stiftung Warentest vor allem auf das Problem, dass 3 der geprüften Wechselrichter im Bereich der elektromagnetischen Verträglichkeit nicht den Erwartungen entsprachen. Das bedeutet in der Praxis, dass es zu Störungen bei Elektrogeräten oder der Internetverbindung kommen kann.
Allerdings ist hier anzumerken, dass Stiftung Warentest zahlreiche Modelle prüfte, die mit einem HM-800 Wechselrichter ausgestattet waren. Viele Hersteller haben diesen jedoch längst durch das neuere und sicherere Modell HMS-800 oder vergleichbare Alternativen ersetzt.
Ein anderes Problem stellte bei 3 Anlagen die Halterung dar. Diese hielt die Mini-Solaranlage senkrecht und nicht im optimalen Neigungswinkel. Hierzu weiter unten mehr.
Hinzu kommt, dass einige der geprüften Balkonanlagen bereits Auslaufmodelle sind oder gar nicht mehr vertrieben werden.
Wir raten deshalb, sich an den Prüfkriterien nur allgemein zu orientieren und darauf aufbauend zu hinterfragen, ob sich eine Balkonanlage wirklich lohnt und wann Sie Ihre Kosten wieder reingeholt haben.
Hier erhalten Sie auch diesbezüglich einen Einblick, auf was Sie achten sollten.
Kleine Photovoltaiksysteme für den Balkon werden auch Mini-Solaranlage, Plug & Play-Solaranlage, Balkonmodule, Mini-PV-Anlage oder Stecker-Solargerät genannt.
Das Prinzip funktioniert ganz einfach: Ein Solarmodul erzeugt aus Sonnenlicht elektrischen Strom. Ein Wechselrichter wandelt diesen dann von Gleichstrom in Wechselstrom (Haushaltsstrom) um.
Am einfachsten ist es, wenn der Strom aus dem Balkonkraftwerk direkt in eine Steckdose am Balkon fließt. Die Haushaltsgeräte im Haus ziehen sich dann den benötigten Strom in Echtzeit.
Sollte der Solarstrom nicht ausreichen, springt die gewöhnliche Energieversorgung über den Netzversorger ein.
Im Vergleich zu großen PV-Anlagen haben Mini-Solaranlagen einen sehr einfachen Aufbau: Sie bestehen in der Regel aus ein bis zwei Standard-Solarmodulen, einem Wechselrichter und einem Stecker, der direkt in die Steckdose geht.
Inzwischen sind die Preise von Balkonanlagen stark gesunken. Die Stiftung Warentest verweist an dieser Stelle auf Berichte der Verbraucherzentrale.
Laut dieser kostet ein 300-Watt-Modul mit einer Größe von 1 mal 1,7 Metern durchschnittlich 350 Euro. Dazu kommen noch Kosten von ca. 100 Euro für die Montage.
Ein verschattungsfreies 300 W- Solarmodul am Südbalkon soll 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen können. Diese Strommenge deckt etwa den Jahresverbrauch eines Kühlschranks und einer Geschirrspülmaschine in einem Zweipersonenhaushalt.
Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde führt das zu einer jährlichen Ersparnis von etwa 80 Euro. Dabei weisen Balkonkraftwerke genau wie herkömmliche Photovoltaikanlagen eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren auf.
Die Verbraucherzentrale rechnet vor, dass sich der Preis pro Kilowattstunde Solarstrom in dem Fall bei ca. 11 Cent einpendelt.
Die Stiftung Warentest wirft an dieser Stelle ein, dass dies bei einem aktuellen Strompreis von 30 bis 40 Cent eine unglaublich hohe Rendite bedeutet und untersucht genauer.
Schon bei der Montage eines Balkonkraftwerks wird die Stiftung Warentest fündig. Das oben beschriebene Szenario ist nur unter optimalen Bedingungen erzielbar. Die Stiftung empfiehlt daher, die Paneele nach Süden zu neigen.
Bei einer der getesteten Anlagen sorgt die Halterung an der Balkonbrüstung dafür, dass die Panels vertikal ausgerichtet sind. Dies beeinträchtigt die Effizienz und reduziert den Stromertrag, da der Neigungswinkel nicht eingestellt werden kann. Deshalb empfiehlt Stiftung Warentest, vor dem Kauf die Halterung zu überprüfen.
Der Ausrichtungswinkel zum Horizont sollte ca. 30 bis 40 Grad betragen.
Im Balkonkraftwerke-Test der Stiftung Warentest wurde der Jahresertrag je nach Ausrichtung getestet.
Das Balkonkraftwerk (2 Solarmodule) mit Bestwerten im Bereich PV-Ertrag wurde auf einem Balkon und Flachdach in Würzburg geprüft, ohne Verschattung und mit einem auf 600 Watt gedrosselten Wechselrichter. Dabei ergaben sich folgende Jahreserträge:
Balkon
Flachdach
Bedeutet dies in Ihrem Fall jedoch, dass die Solarmodule verschattet werden, haben Sie nichts gewonnen. Verschattung und Ausrichtung sind für die Stromproduktion die entscheidenden Kriterien bei der Montage.
Sonst steigen die Kosten pro gewonnene Kilowattstunde schnell auf weit über 20 Cent.
Inwiefern sich Ausrichtung und Neigung auf den Ertrag auswirken, ist in diesem Artikel detailliert nachzulesen. Dort finden Sie konkrete Ertragszahlen für alle Szenarien.
Privathaushalte haben vor allem morgens und abends den höchsten Stromverbrauch. Das ist natürlich ein Problem, wenn der meiste Strom bei einer Südausrichtung tagsüber gewonnen wird.
Auf Anraten der Stiftung Warentest kann es daher lohnend sein, die Module nach Osten und Westen auszurichten. So ist ein Teil der Anlage bereits bei Sonnenaufgang aktiv, während der andere Teil abends arbeitet.
Achtung: Wer über diese Methode nachdenkt, muss einen geeigneten Wechselrichter einbauen, so die Stiftung Warentest. Die Ausgangsleistung muss dann bei 800 Watt gedeckelt werden.
Nachdem wir die beiden großen Faktoren, Standort und Eigenverbrauch, für die Rendite eines Balkonkraftwerks besprochen haben, stellt sich die entscheidende Frage: Lohnt sich die Investition? Hierzu hat die Stiftung Warentest ein konservatives Rechenbeispiel vorgestellt.
Annahmen:
Rechnung:
500 € / 146,67 € = ca. 3,5 Jahre
Ergebnis: Da ein Balkonkraftwerk eine Lebensdauer von mehr als 20 Jahren hat, lohnt sich die Investition laut der Stiftung Warentest deutlich. Die Kosten werden nach weniger als 3,5 Jahren amortisiert. Allerdings wurde in diesem Fall mit einer Leistung unter sehr guten Bedingungen kalkuliert.
Die Stiftung weist auch darauf hin, dass sich die Amortisationszeit auch noch deutlich verkürzen lässt. Hierfür muss man nur den Eigenverbrauch erhöhen.
Hinweis der Stiftung: Ob und wann sich ein Balkonkraftwerk auch bei Ihnen lohnt, erfahren Sie im praktischen Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin.
Bei vielen Balkonkraftwerk-Anbietern finden Sie auch passende Stromspeicher im Angebot. Doch die Stiftung Warentest warnt an dieser Stelle. Weder finanziell noch für den Klimaschutz ist eine Anschaffung ratsam. Ein Batteriespeicher als Puffer lohnt sich bei den meisten Mini-PV-Anlagen nicht.
So ist ein Solarstromspeicher bei den geringen Strommengen beispielweise in den Wintermonaten nutzlos. Die Anschaffungskosten amortisieren sich so nur schwer.
Gehen wir wieder vom vorhergehenden Beispiel aus. Hier kamen wir zu dem Ergebnis, dass sich die Stecker-Solaranlage nach ca. 3,5 Jahren amortisiert. Kommen nun die Kosten für den Stromspeicher – gehen wir von 500 Euro aus – hinzu, erhöht sich die Amortisationszeit um das Doppelte.
In der Grafik sehen Sie den immensen Unterschied eines Balkonkraftwerkes mit und ohne Speicher gegenübergestellt.
Anders sieht es bei größeren Balkonkraftwerken aus. Bei einer Leistung von 1.200–1.600 Watt ist der Solarertrag höher und damit auch die zusätzliche Rendite durch die Speicherung besser. In diesem Artikel lesen Sie Genaueres zum Balkonkraftwerk mit Speicher.
Wichtig für den Einbau eines Balkonkraftwerks ist auch die Wahl des richtigen Stromzählers.
Für Ihr Balkonkraftwerk können Sie vorübergehend Ihren alten Ferraris-Zähler weiterverwenden, solange der Netzbetreiber noch keinen digitalen Zähler installiert hat. Diese Lösung ist jedoch nur vorläufig. Das Problem bei Ferraris-Zählern besteht darin, dass sie rückwärts laufen, wenn Strom in das Netz eingespeist wird.
Für die Einspeisevergütung steht ein Gang zum Finanzamt an. Hinzu kommt der zugehörige bürokratische Aufwand. Ob und welche weiteren Kosten in diesem Zusammenhang anfallen, hängt dann vom Netzbetreiber ab. Somit ist ein Stecker-Solargerät eher für den Eigenverbrauch gedacht.
Um auf der sicheren Seite zu sein und das meiste aus Ihrem Balkonkraftwerk herauszuholen, können Sie sich an diesen Schritten orientieren:
Wenn Sie darüber nachdenken, sich ein Balkonkraftwerk zuzulegen, sollten Sie unbedingt unsere Videos ansehen.
In diesem umfassenden Leitfaden zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt im ersten Video, wie einfach der Aufbau ist, wie die Anmeldung beim Marktstammdatenregister reibungslos verläuft und wie Sie Ihre grüne Stromproduktion optimal überwachen können.
Erfahren Sie außerdem, wie Sie Ihre Einsparungen im Blick behalten und so langfristig profitieren.
Wir haben uns ein Balkonkraftwerk – das Basic Roof 890 bifazial (Flachdach) – in Absprache mit der Firma Balkonstrom für einen Test bereitstellen lassen, eigenhändig aufgestellt und das gesamte technische Zubehör unter die Lupe genommen.
In unserem zweitem Video wird das Yuma Flat 800 Pro vorgestellt. Hier sprechen wir über den Bestellprozess, die einzelnen Komponenten und deren Aufbau bis hin zur Leistungsüberprufung per App. Unser Update nach einem Jahr Erfahrung mit dem Solarmodul von Yuma finden Sie außerdem hier.